Durch die Nacht mit den Augen einer Zustellerin

Seit 30 Jahren trägt Cornelia Stadler die Stimme aus. Bei Schnee, Vollmond und häufig auf Tuchfühlung mit Tieren. Wir haben sie begleitet.

Im Lichtkegel der Scheinwerfer tanzen die Nebeltropfen, behutsam geht es auf der nächtlichen Straße voran. Das Ziel: Ellhofen. “Ich fahre immer so langsam”, erzählt Cornelia Stadler. Denn die 61-Jährige hält “Ausschau nach Äuglein” am Straßenrand, da sie kein Wild überfahren möchte. Das Auto ist beladen mit Zeitungen, Cornelia Stadler befindet sich auf dem Weg zum Zustellungsbezirk Ellhofen IV. “Ich habe eines der größten Gebiete, also nicht von der Menge der Zeitungen, sondern von der Fläche”, erklärt die Weinsbergerin, die darum die Heilbronner Stimme mit dem Auto austrägt: “Das kannst du nicht laufen, da bist du ewig unterwegs.”

Bevor es los geht, verschafft sich Cornelia Stadler einen Überblick über kurzfristige Änderungen auf ihrer langjährigen Route. (Foto André Daub)

Los geht’s zu einer “unchristlichen” Uhrzeit

Es ist kurz nach drei, “eine unchristliche Zeit”, wie Stadler es ausdrückt. “Ich bin gerne draußen. Wenn du immer draußen bist, wirst du nicht krank, du hast ein gutes Immunsystem.” Am liebsten trägt sie bei Vollmond aus, denn an manchen Orten sei es “krabbenacht”. Trotzdem schätzt sie die Ruhe bei der Nachtarbeit sehr: “Es ärgert dich niemand und du hast den Rest des Tages für dich.”